The Monumental – Asunción

Projektion + Praegung

Dramatic Entertainment jeden Tag, man gewoehnt sich daran und will es nicht mehr missen, immer wieder neu inspirierend, egal welches Wetter, egal welche Uhrzeit, ein erhebendes Gefuehl, wenn man mit dem Kaffee und der extra fuer den Sonnenaufgang zurechtgelegten Zigarette auf den Balkon tritt, what a first light of day, thank you mother earth.

Ich sehe zur Uhr auf meinen Laptop, gleich ist die rote Zone erreicht, spaetestens gegen 07.00 intensiviert sich der Verkehr am Uruguaya eklatant, irgendwann mache ich die Balkontuer zu, die einfachen Fenster nutzen nicht wirklich was, auch nicht im 8 Piso, ein unruhiger Tag faengt an, ich kann nur hoffen, das die nervoese Tante, die seit einigen Wochen ueber mir eingezogen ist, mit ihrem Umzug nicht fertig wird und maximal nervt, schnellstmoeglich abhaut. Ja, sie macht sich bereit, ich erkenne es an dem unerotischen Geklackse Ihrer hohen Schuhe Richtung Flurspiegel, gleich ist sie weg, meu deus.

09.00. Gleich hat diese Fusshupe der Senhora neben mir in der 8c seinen ersten 15 min Bellanfall, einer von 4-5 am Tag, der schlimmste spaetnachmittags, wenn die Senhora nicht rechtzeitig rausgeht. Ein kleines weisses Mistvieh, welches mich schon motivierte, darueber nachzudenken wie ich es dazu bringen koennte freiwillig in den Muellschlucker zu springen und 8 Stockwerke abzurauschen. Mit einem Schnucki vielleicht.


18.00, die Senhora aus der 9 kommt heim, nossa, gleich geht es wieder los, ein ewiges Gerammel an meiner Decke, Gezerre und Geschiebe von Moebeln, keine Ahnung was die machen, einen Poltergeist hatte ich in Frankfurt, war nicht meiner, hier sind Ratten in der Wand, jeden Tag, man mag beruecksichtigen, das diese Haueser keinerlei Daemmung besitzen und all diese Gerausche quasi eins zu eins in meiner Komfortzone stattfinden, grauenvoll.

01.00, die Senhora ueber mir hat endlich aufgehoert, hin und herzulaufen, ich kann innerlich etwas loslassen, bis ca 06.00 habe ich jetzt einigermassen Ruhe im Haus, die Hupe ist das Restrisiko. Draussen ist es nie wirklich ruhig, neben Alarmanlagengefipse durchschneiden immer wieder, besonders am Wochenende, brutale Motosounds von Bairro Rockern mit abgesaegten Auspuffen die vorsichtig hervorschauende Morgenstille, sie weiss, sie ist in Paraguay nicht so wirklich willkommen.

Gleich ist es 7, vielleicht schlafe ich ein und kann mich so einige Zeit dem Verkehrslaerm entziehen.

4 Monate und weg. Nicht das erste Mal, ein inspirierender Blick reicht nicht, wenn die Peripherie zu unruhig ist. Wer haelt sowas aus, keine Ahnung, es war immer eine meiner Vorstellungen, so zu wohnen, nunmehr mehrmals erfuellt, hier gab es wirklich schoene Momente, ein traditionelles Haus, dauerhaft bewohnbar ist das fuer mich nicht, ich hatte schon zwei leere Zimmer um etwas Space und Ruhe zu haben, ich wollte einen schoenen Think Tank einrichten, mit etwas sinnvoller Administration ( ca 25 Hunde in einem Apartmenthaus ! ) etwas Nachdenken und Ruecksichtnahme und vielleicht kleinen Crash Kursen wie bspw. zum Schliessen von Tueren mit und ohne Wind, ginge das ja, eigentlich ginge es, eine mega pena.


Ja, dahin ist sie, die Projektion meines Think Tanks und der Inspiration, sie weicht einer Wut ueber interne Ruecksichts- und Gedankenlosigkeit und einer Art Verzweiflung, weil bisher war es fast ausnahmslos ueberall so und man verlaesst entnervt den Platz, verliert die Garantie, produziert Kosten und unwillige Bewegung.

Projektion Think Tank

So ist es mit der Praegung, wir Freaks, wir sind cool und saufen und kiffen und wissen was, wir haben keine Praegung, das sind Langweiler und Angestellte, die solche Krankheiten haben, wir wissen gar nicht, was das ist. Nun, ein paar Jahre alleine Paraguay oder anderswo in fremder Umgebung, wenn alle Projektionen abgerollt sind, erfuellt oder nicht erfuellt, es normal wird, alles normal wird, auch die Nerverei, man resignierend realisiert, das das so jetzt ist, wird sie auf einmal sichtbar, die Praegung, tief eingestanzt, nicht gleich zu sehen, jetzt quaelt sie mich schadenfroh und nachhaltig, zwingt mich sie wahrzunehmen, fuehrt aber so zu einem Erkennen der tiefen eigenen Identitaet und einer Art Demut und Gelassenheit vor den Dingen, die so sind, wie sie sind.

Nun, neue Habitacion, neuer Blick, keine besonderen Projektionen oder Erwartungen mehr, nicht mehr so frontal aber ich sehe jetzt Frachtschiffe den Rio Paraguay entlang fahren, der vorherige Blick ging zur Bahia, und habe einen kraeftigen Avocado, der mir auf den Balkon waechst, vielleicht kommt der Kolibri wieder rein, der gerade da war.

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